Ohne Worte…

Oder: Was stimmt denn mit dir nicht?

Liebe MeMe,

während ich heute krank zuhause sitze, erreicht mich ein Artikel aus der WAZ mit dem Titel „Ganz ohne Tradition: Revier Löwen“
https://www.waz.de/sport/ganz-ohne-tradition-revier-loewen-id212463307.html

Wir schreiben den 07.11.2017. Das letzte Spiel ist über zehn Jahre her. Ich bin betroffen, ich muss das wissen…
Der genannte Bezug im Artikel sind die Länderspiele im April 2016 – über zwei Jahre her.
Warum also dieser Artikel? Ausgerechnet jetzt? Und dann auch noch SOWAS?
Den Kontext habe ich nach diversen Spekulationen dann herausgefunden, als ich die Printmedien dazu als Foto erhalten habe. Hoch lebe das moderne Whatsapp und Facebook-Zeitalter.

Aber zunächst zum Artikel, dessen Inhalt kurz und schmerzhaft zusammen gefasst werden kann: Es geht darum, wie die Revier Löwen nach Oberhausen gekommen sind, der Erfolg mäßig war, der Verein ja sowieso keine Tradition hat und am Ende – nach dem Gelsenkirchener Exil – mangels Eissporthalle zu einem weißen Fleck auf der Eishockeylandkarte wurde.

Ich persönlich habe nun einige Sachen dazu zu sagen – ich hoffe, dass dich, liebe „Sportjournalistin“ MeMe, das auch erreichen wird.

1.) Journalistisches Niveau (nicht zu verwechseln mit Handcreme)
Klar, der Artikel ist nicht falsch. Er basiert auf Fakten. Aber als guter Journalist sollte man sich doch an ein wenig Objektivität probieren. Die Wertung in diesem Artikel springt einem förmlich ins Gesicht und es ist peinlich, dass sowas auch noch einen Weg in die Zeitung findet. Aber die Herkunft war nach ein paar Zeilen bereits klar, als ich das große Ganze noch nicht kannte. Das konnte nur ein Verfasser (oder eine Verfasserin, liebe MeMe) aus der Nachbarschaft sein oder es ging im Allgemeinen um den Centro-Parkplatz, der sich Exxen nennt. Und bei einem Blick auf die gesamte Zeitungsseite könnte ich mir beides vorstellen:

Liebe MeMe, diese Leichenfledderei, die du betreibst, ist dem deutschen Eishockey nicht würdig. Es ist eine Schande, DU bist eine Schande für den Sport und jeden aufopfernden Eishockeyfan, der mit dem Herzen dabei ist und früher mit dem Herzen bei den Löwen war. Einen Verein nach über zehn Jahren so durch den Dreck zu ziehen, zeigt, dass du den Sport und deinen Job nicht verstanden hast. Pfui. Schäm dich!

2.) Die gute alte Zeit…
Wie ich schon sagte, der Artikel enthält die Fakten. Aber das, was diese Zeit ausgemacht hat, davon ist nicht einmal die Rede. Eine starke DEL Play Off Saison, wo der Zuschauerschnitt durch die Decke ging. Der direkte Aufstieg von der Regionalliga in die Oberliga – ohne eine einzige Ausländerlizenz. Der Kampf der Fans und des Vereins, sich eine eigene Zukunft in Oberhausen aufzubauen. Keine Halle, keine Competition. Der Zusammenhalt, in guten wie in schlechten Zeiten. Eine tolle Atmosphäre. Spaß, Emotionen. Tränen. Es sind in dieser Zeit Freundschaften, ja sogar Beziehungen für’s Leben entstanden. Leute, so auch ich, haben ihre Leidenschaft für diesen Sport entdeckt und damit auch viele neue Orte und sehr viele tolle Leute kennen lernen dürfen. Sogar Exxener! 😉
Der Stich ins Herz, als das Aus besiegelt war, war eines der schlimmsten Gefühle, das man als Anhänger eines Vereins erleben kann. Pleite? Ja, .. [Kennen die Kollegen aus Exxen ja auch in epischer Breite…] Ein Jahr Auszeit. Ok. Vereinslos auf Lebenszeit? Das darf sich jeder Eishockey oder auch sonstiger Sportfan gerne mal ausmalen. Klar, man kann sich neu orientieren. Aber diesen Umstieg schafft eben nicht jeder, so auch ich. Und der Schmerz, der zu jedem jährlichen Saisonstart erneut aufkeimt, wenn Leute aus Deutschland und aller Welt wieder in ihr zweites Wohnzimmer schlendern dürfen, wird zwar schwächer, aber vergehen wird er nie.

Klar, wir haben keine Tradition. Wie auch, ohne eine Eissporthalle. ABER: Die Fans waren echt. Gerade die, die auch den Umzug nach Gelsenkirchen mitgemacht haben. Wie viele Traditionsvereine hätten das wohl drei Jahre lang überstanden?

Die gute alte Zeit, eine Zeit voller Erinnerungen. Für Oberhausener Eishockeyfans ein Heiligtum, welches du, liebe MeMe, mit diesem Lappen von Geschreibsel mit Füßen trittst.

3.) Revier Löwen Revival
Ja, das Revival. Noch etwas, das uns niemand mehr nehmen kann.  Ein geplanter Videoabend, der zu einem der schönsten Tage in meiner Eishockeyzeit wurde. Monate der Vorbereitung. Eintrittskarten, Trikots, Sponsoring, Spenden, Spieler etc pp, Alles persönliches Risiko ohne einen Stammverein im Rücken, der eventuelle Verluste auffangen kann. Die Kontakte zu den Spielern mühevoll mangels Vereinsoffizieller zusammengekratzt. Bis zu dem großen Tag, als dank Wallinheimo und Co. über 1000 Leute von nah und fern in die Ratinger Eishalle pilgerten und das Revival zu einem Stück Oberhausener Eishockeygeschichte ausgezeichnet haben. Als Leute, die ich bis zu dem Tag nicht kannte, weinend in meinen Armen lagen und sich für diesen Tag bedankt haben. Als Hock und Kopitz nach einem Spiel in Iserlohn noch den Weg nach Ratingen angetreten haben, weil sie zumindest als Zuschauer dabei sein wollten. Als ich auf dem Ratinger Eis stand und Rotz und Wasser geheult habe, während ein Team aus diversen Jahren der kurzen aber intensiven Vereinsgeschichte ihre Kreise auf dem Eis gedreht hat.

Das, liebe MeMe, wird in diesem pseudojournalistischen Fetzen Papier ebenfalls mit keiner Silbe erwähnt….

4.) Wir vermissen euch auch!
Liebe MeMe, du kannst kein Eishockey Fan sein.
Sonst hättest du nicht die Energie aufgewendet, diesen „Artikel“, der vor lauter Schadenfreude nur so stinkt, zu verfassen.
Du hättest zusätzlich einen Blick in die gemeinsame Vergangenheit geworfen. Ob nun ein aufreibendes Derby oder der Kampf gegen den Abstieg.
Die Moskitos haben die Zeit in Oberhausen auf eine spezielle Art besonders gemacht.

Ich mache keinen Hehl draus, selbst unter Androhung von Gewalt würde ich niemals mit Stolz ein Trikot der Moskitos tragen, geschweige denn auch nur einen Hauch von Sympathie für sie empfinden.
Dennoch – und jetzt solltest du genau aufpassen, MeMe – wenn es hart auf hart kommt und es um die Existenz von Eishockeystandorten geht, wünscht man selbst seinem „schlimmsten Feind“ nicht den Untergang.
Leider, und da muss ich mich nun wirklich wiederholen, hast du das nicht verstanden.

Liebe Exxener, mir persönlich fehlt die gemeinsame Zeit. Jedes Spiel hatte seinen ganz eigenen Reiz, je nach Ergebnis bis hin zum Brechreiz 😉

Ein Positives hat der Artikel: Man kann sich das, was man verloren hat, nochmal in Ruhe vor Augen führen und man sieht: Wir sind immer noch irgendwie da. Man hat uns nicht vergessen.

In diesem Sinne kuriere ich mich nun aus, um am Wochenende für den Deutschland Cup in Augsburg fit zu sein. Vielleicht kann ich dort ja mit dem ein der anderen Exxener ein Bierchen trinken.

MeMe, hau rein. Und schreibst du noch einmal so eine Schei*e, können wir das gerne mal am Westbahnhof bei einem Bier diskutieren. Falls du schon trinken darfst?!

Weitermachen…

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